Die Stiftung
URI: http://www.bertelsmann-stiftung.de
Die Bertelsmann-Stiftung wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet. Die Bertelsmann-Stiftung hält 76,9% des Aktienkapitals der Bertelsmann AG. Damit »gehört« die Bertelsmann AG der Bertelsmann-Stiftung. Und da diese Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist, ist sie von Steuerzahlungen weitgehend befreit. Mit ein wenig Böswilligkeit könnte man dieses Konstrukt auch als ein Steuersparmodell verstehen.
Ziele der Bertelsmann-Stiftung (aus Selbstdarstellung der Stiftung):
Die Bertelsmann Stiftung ist eine operative, konzeptionell arbeitende Einrichtung. Unser vorrangiges Ziel ist eine möglichst große und nachhaltige gesellschaftliche Wirkung unserer Arbeit. Unsere Aktivitäten fokussieren wir nur auf Themen, die entscheidenden Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft haben. Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit auf die Bereiche, in denen wir durch unsere Projekterfahrung besonders hohe Kompetenz erworben haben: bessere Bildung, eine gerechtere und effiziente Wirtschaftsordnung, ein vorsorgendes Gesundheitswesen, eine lebendige Bürgergesellschaft und wachsende internationale Verständigung.
Kritik
Bertelsmann bzw. der Bertelsmann-Stiftung wird großer, zu großer Einfluss auf die Politik in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Gesundheit vorgeworfen. Der Bertelsmann-Stiftung wird vorgeworfen, der Ideologie einer neoliberalen Gesellschaft zu folgen.
Die Stiftung hat starke Einflussmöglichkeiten auf die Politik:
- Das Centrum für Hochschulentwicklung (Wikipedia), eine gemeinnütze GmbH der Bertelsmann-Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz, ist Ideengeber und Lobbyist für Hochschulreformen wie die stark umstrittenen Studiengebühren oder die fragwürde Idee der Eliteuniversitäten, wie sie die Exellenzinitiative hervorbringen möchte.
- Mit einem Standort-Ranking, das als wissenschaftlich fehlerhaft kritisiert wird, wird der Druck zu Reformen auf die Politik erhöht (»Der Standort Deutschland wird schlechtgeredet, um den Reformdruck zu erhöhen. Das Genfer Weltwirtschaftsforum etwa kam zu ganz anderen Ergebnissen. In dessen letzter Vergleichsstudie landete Deutschland auf einem guten Mittelplatz, weil auch andere Faktoren berücksichtigt wurden, zum Beispiel der Ausbildungsgrad der Mitarbeiter oder die internationale Wettbewerbsfähigkeit einzelner Firmen.« Quelle: Telepolis).
- Den Umbau des Gesundheitswesens treibt die Bertelsmann-Stiftung ebenfalls voran. Unter anderem verdient dabei der Bertelsmann-Konzern ganz ordentlich mit, zum Beispiel bei der hochriskanten Einführung der »Gesundheitskarte«, einem Millarden-Projekt, das eklatante Sicherheitsmängel aufweist. (Telepolis: "Aufgezwungen und unnötig")
- Oft wird dem Bertelsmann-Konzern auch vorgeworfen, seine Medienmacht dafür einzusetzen, den ideologisch betriebenen Umbau unserer Gesellschaft voranzutreiben (dass der Konzern damit auch noch Geld verdient ist nur eine Randnote): »Der größte deutsche und europäische Medienkonzern Bertelsmann ist mit seiner Stiftung ein Hauptlobbyist für Privatisierungen und gerade auch PPP. Seine Medien von RTL bis "Stern" und "Spiegel" machen Stimmung für Privatisierung und seine Internet- und Logistikabteilung "Arvato", in der annähernd die Hälfte der 80.000 Mitarbeiter tätig ist, setzt PPP um. Im Buch stelle ich die PPP-Privatisierung der Stadtverwaltung von Würzburg dar, von Bertelsmann bzw. Arvato mit finanzieller Zurückhaltung, um nicht zu sagen gebremster Profitgier betrieben: Man will ein Pilotprojekt als Türöffner für einen Multi-Milliarden-Euro-Markt etablieren. Fragwürdig ist der Ansatz einer Privatisierung der Bürgerdaten allemal, Arvato handelt ohnehin mit unseren Daten, verwaltet sie im Auftrag der Telekom, der Deutschen Bahn, der Schufa usw. Bekannt wurde, dass der Würzburger eGovernment-Vertrag zwar die PPP-typische Klausel für ein privates Schiedsgericht enthält, aber keine Angaben für einen besonders garantierten Datenschutz.« (Telepolis: PPP-Public Private Partnership oder Privat macht Public Pleite?)
- Der Bertelsmann-Stiftung wird auch personeller Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Bildung vorgeworfen: »Hamburger Drehtür nach Gütersloh: Als Hamburger Senator verhalf Dräger u. a. einer Rüstungslobbyistin zur Unipräsidentin, betrieb Nachwuchsarbeit für den E-Learning-Sektor des Bertelsmann Konzerns. Nun sitzt er als „Bereichsleiter Bildung“ in der Gütersloher Bertelsmann Stiftung – gemeinsam mit Chemie- und Pharma-Lobbyisten. Dem Staat liegt er dabei Dank steuerbefreiter Stiftung immer noch auf der Tasche.« (Indymedia: Hamburg/Gütersloh: Dräger ist ein Bertelsmann)
Quellen
Tags: Politik, Gesellschaft, Einflussnahme, Bertelsmann