Untersuchungen zu Gewaltdarstellungen in Massenmedien hier beschreiben...Im Januar 2001 gab es mal eine erregte Debatte in der Newsgroup `de.rec.film.misc` zum Zusammenhang von Gewaltdarstellungen in Massenmedien und Gewaltverhalten in der Gesellschaft:
Date: Jan 17 00:12:16 2001 From: SpamExp12@tfly.toppoint.de (Tim Schlotfeldt) Message-Id: <slrn969lag.qro.SpamExp12@tfly.toppoint.de> Newsgroups: de.rec.film.misc Subject: Re: Gewalt im Film und die Realitaet Tim Kaiser wrote: > Doch, man könnte das sicher schon beweisen, dass es da einen > Zusammenhang gibt. Die meisten Untersuchungen, die ich selber kenne > (es sind etwa drei) sind aber nicht ernstzunehmen, weil sie auf rein > statistischer Basis arbeiten. Wenn da genügend Mörder früher mal > Horrorfilme gesehen haben, ist das dort Beweis genug. Viel > interessanter wären da natürlich Interviews, bei denen man die Leute > fragt "Und haben sie schon den Drang zur Gewalt gespürt, bevor sie > Jason beim Dezimieren des Feriencamps gesehen haben?" Oaky, dann zitieren wir mal Aronson (hey, aber lesen müsst ihr schon selbst): "Liebert und Baron[1] ließen eine Gruppe von Kindern eine Folge der [für damalige Verhältnisse -ts] extrem gewalttätigen Krimiserie "Die Unbestechlichen" sehen. in einer Kontrollbedingung sahen vergleichbare Kinder ein ebenso langes, extrem actionreiches Sportereignis. Anschließend ließ man die Kinder in einem anderen Raum mit einer weiteren Gruppe Kinder spielen. Kinder, die die gewalttätige Krimiserie gesehen hatten, verhielten sich den anderen Kindern gegenüber sehr viel aggressiver als Kinder, die die Sportveranstaltung gesehen hatten. Ross Parke und seine Kollegen[2] konnten diese Ergebnisse in einer natürlichen Umgebung bestätigen. Sie zeigten den Jungen in einigen Häusern von Jugenstrafanstalten in den USA und in Belgien gewalttätige Filme, un den Jungen in andern Häusern dieser Einrichtungen gewaltlose Filme. Sowohl während als auch nach der Filmwoche verhielten sich die Jungen, die die aggressiven Filme sahen, den anderen Jungen gegenüber körperlich und verbal aggressiver. Weiter Studien zeigten, dass dieser Effekt schon durch das Anschauen eines /einzigen/ Films enstehen kann und dass die Aggressionssteigerung bei denjemigen Jungen am ausgeprägesten war, die ursprünglich /geringe/ Aggressivität gezeigt hatten. Leonar Eron und Rowell Huesemann[3] stellten in einer Längsschnittuntersuchung bei achtjährigen Jungen eine hohe Korrelation zwischen dem Fernsehkonsum von Gewalt und eigenem aggressiven Verhalten fest. Etwa elf Jahre später führten sie mit 211 dieser Jungen eine Nachuntersuchung durch. Die Neunzehnjährigen, die im Alter von acht Jahren viel Gewalt im Fernsehen gesehen hatten, waren aggressiver als diejenigen, die dies nicht getan hatten. Außerdem wurde ziemlich deutlich, dass Fernsehen aggressiv macht (und nicht umgekehrt), da die Neunzehnjährigen, die im Alter von acht Jahren viele gewalttätige Sendungen gesehen hatten, sich jetzt nicht unbedingt viel Gewalt im Fernsehen anahen. Kurzum, Gewaltdarstellungen im Fernsehen im Alter von acht Jahren anzuschauen erwies sich als ein Prädiktor für späteres aggressives Verhalten, während aggressives Verhalten im Alter von acht Jahren kein Prädiktor für spätern Konsum von gewalttätigen Sendungen war. Neuere Längsschnittuntersuchungen haben diesen Zusammenhang sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Finnland nachgwiesen. [...] In ähnlicher Weise haben Margaret Hanratty Thomas und ihre Kollegen[4] gezeigt, dass Gewalt im Fernsehen nachfolgend die Reaktionen von Menschen abstumpft, wenn sie im wirklichen Leben mit Agressionen konfrontiert sind. Thomas ließ eine Reihe von Kinder entweder einen gewalttätigen Krimi oder aber ein aufrgendes (aber gewaltloses) Volleyballspiel ansehen. Nach einer kurzen Pause beobachteten die Kinder eine verbal und physisch aggressive Interaktion zwischen zwei Vorschulkindern. Die Kinder, die den Krimi gesehen hatten, reagierten weniger emotional als die Kinder, die das Volleyballspiel gesehen hatten. Die anfängliche Beobachtung von Gewalt /desensibilisiert/ also die Kinder für weitere gewalttätige Handlungen -- sie regten sich nicht mehr über einen Vorfall auf, der sie eigentlich hätte aufregen müssen. Eine solche Reaktion mag uns zwar psychologisch vor den schädlichen Auswirkungen wiederholter Gewalterfahrung schützen, doch sie verhärtet auch unsere Gefühle gegenüber den Opfern von Gewalt, und sie macht es uns vielleicht auch einfacher, selbst gewalttätig zu werden. [...] Phillips untersuchte beispielsweise in einer Studie[5], welche Auswirkungen eine spezielle Art von Gewalt in den Medien, die Ausstrahlung von Profi-Boxkämpfen, auf gewalttätiges Verhalten hat. Er entschied sich gerade deshalb für solche Boxkämpfe, weil es sich hier um eine echte, interessante und weithin akzeptierte und belohnte Form von Gewalt handelt. Zudem werden die Akteure dieser Sportveranstaltung so dargestellt, als wollten sie ihr Opfer verletzen. Die Ergebnisse von Phillips Untersuchung sind ernüchternd. in den Tagen nach der Ausstrahlung eines Schwergewichts-Boxkampfes verzeichnete man in den USA einen Anstieg an Mordfällen, und zwar sowohl, wenn der Kampf in den USA selbst ausgetragen wurde, als /auch/, wenn er in Übersee stattfand, so wie der weithin übertragene Kampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier ("the Thrilla in Manila"). Überraschender ist, dass die Rassenzugehörigkeit der "Verlierer" in diesen Profi-Kämpfen mit der Rassenzugehörigkeit der Mordopfer nach den Boxkämpfen korrespndierte: Nachdem weiße Boxer einen Kampf verloren hatten, nahmen die Morde an weißen, aber nicht an schwarzen Männern zu. Wenn dagegen schwarze Boxer einen Kampf verloren hatten, nahmen die Morde an schwarzen, aber nicht an weißen Männern zu." Gruß -Tim [1] Liebert, R. & Baron, R.: Some immediate effects of televised violence on children's behavior. In: Developmental Psychology 6(1972). [2] Park, R. et. al: Some effects of violent and nonviolent movies on the behavior of juvenile delinquents. In: Berkowitz, L. (Hg.): Advances in experimental social psychology. New York (Academic Press) 1977. [3] Eron, L. & Huesmann, R.: Adolescent aggression and television. In: Annals of the New York Academy of Science 347 (1980). [4] Thomas, M.H. et al: Desensitization to portayals of real-life aggression as a function of exposure to television violence. In: Journal of Personality and Socail Psychology 35(1977). [5] Drop that gun, Captain Video. In: Newsweek (10. März 1975). -- Tim Schlotfeldt, FRG Encrypted email preferred.